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Dresdner Kreuzchor
Dornblüthstraße 4
01277 Dresden
Eine Institution der Landeshauptstadt Dresden

Medien
  • Astrid Ackermann
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  •  | Dresdner Kreuzchor, Collegium Canticum Dresden
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LEBENSLINIEN

WAS UNS PRÄGT

RODERICH KREILE



Ich bin seit mehr als 20 Jahren Kreuzkantor und habe eine Vielzahl von jungen, begabten Menschen kennen gelernt. Es ist absolut faszinierend zu sehen, was aus dem einen oder anderen wird. In manchen Fällen dürfen wir als Dresdner Kreuzchor auch stolz darauf sein, welche Entwicklungen das Leben des ein- oder anderen Kruzianers genommen hat. Wir haben viele bedeutende Künstler unter den Ehemaligen. Und dem nachzuspüren, vielleicht auch herauszufinden, ob der Dresdner Kreuzchor so eine Art Initialisierung war? Das finde ich großartig.









GEMEINSCHAFT ERLEBEN













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EINE LEBENDIGE GEMEINSCHAFT

Der Dresdner Kreuzchor ist eine Gemeinschaft. Eine solche Gemeinschaft aber ist nicht selbstverständlich, sie entsteht erst im Miteinander, sie will gestaltet und gelebt sein. Das braucht Verantwortung und gegenseitige Rücksichtnahme. Beim Dresdner Kreuzchor unterstützen die Männerchoristen die Knaben. Am Beispiel von Friedrich und Fabian zeigen wir, wie die Kruzianer das im Alltag leben.



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BESTE FREUNDE

EIN INTERVIEW MIT BENEDIKT UND FLORIAN

Kruzianer von 2013 bis Juni 2021

Wie hat Eure Freundschaft im Dresdner Kreuzchor angefangen?

Benedikt: In der 6. Klasse haben wir uns enger befreundet und ab Klasse 7 zusammen in einem Zimmer gewohnt. Damit nahm das seinen Lauf und besteht bis heute in schönstem Vergnügen.

Florian: Wir waren immer das Asylzimmer. Das heißt, dass diejenigen, die niemanden hatten, mit dem sie ein Zimmer teilen konnten, dann bei uns gewohnt haben. Allein wohnen, das gibt es nicht im Kreuzchor.

Habt Ihr im Kreuzchor gelernt, andere zu integrieren und eine Gemeinschaft zu bilden?

Florian: Wir haben das auf jeden Fall gelernt – der eine mehr, der andere weniger. Man kann nicht sagen: Man kommt in den Kreuzchor und automatisch ist das die Freundesgruppe fürs Leben. Die Erzieher haben einen großen Anteil daran, dass das funktioniert. Sie haben immer darauf gepocht, dass keiner allein bleiben muss.  Wenn es Knaben gab, die weniger zum Spielen rausgehen, haben sie andere aufgefordert: „Nehmt den doch mal mit, der sitzt wieder in seinem Zimmer“. Bei Festen oder beim Grillen sind diese Leute genauso Teil der Gruppe wie jeder andere und das ist glaube ich der schöne Vorteil am Kruzianer sein. Man hat es fürs Leben gelernt und wird es nicht wieder verlernen.

Welche Eigenschaften braucht es, um sich mit anderen zu einer echten Gemeinschaft zusammenzufinden?

Florian: Die Eigenschaft, auf andere zuzugehen, ist natürlich wichtig. Später ist es eine gewisse Toleranz für Menschen, die vielleicht nicht so sind, wie man sich das vorstellt oder Dinge anders sehen als man selbst. Der Grundstein für eine gewisse Teamfähigkeit muss schon im Elternhaus gelegt werden. Im Alumnat lernt man dann, auf andere zuzugehen. Man hat kein schönes Leben, wenn man sich die ganze Zeit allein im Zimmer hinsetzt.  

Benedikt: Man lebt ja auch zusammen: Fünf Tage 24 Stunden – das schweißt natürlich zusammen. Speziell bei uns mit unserer Freundschaft aber generell die ganze Klasse auf dem Gang – das ist schon wie Familie.

Gibt es so etwas wie eine Kreuzchor Gemeinschaft oder Eigenschaften, die den Kreuzchor auszeichnen, die man woanders nicht so findet?

Benedikt: Wenn man so lange miteinander lebt, entwickelt man eine eigene Sprache, die andere nicht nachvollziehen können: irgendwelche Insider, Witze, die man auspackt und wo andere sich nur den Kopf greifen und sagen was ist mit denen los? Bei uns ist das Indiz für diese langjährige Freundschaft, dass wir ein bisschen spinnen in einer ganz freundlichen Weise.

Florian: So wie es hier familiärer ist, wie wir hier wohnen, so sind auch die freundschaftlichen Beziehungen familiärer. Da gibt es Diskussionen, die man eigentlich mit Geschwistern hat und die bei einer Schulfreundschaft untypischer wären, weil man sich gar nicht so auf die Pelle rückt. Wir sehen diese Eigenheiten, die dann zu Diskussionen führen, wie ein Anzicken zwischen Bruder und Schwester. Auf andere wirkt das erst mal ein bisschen komisch. Das entsteht natürlich dadurch, dass man sich so intensiv und so lange kennt. Die oberflächlichen Diskussionen finden dafür gar nicht mehr statt, weil man die oberflächlichen Dinge alle geklärt hat.  



Foto: Mottotag im Kreuzgymnasium Dresden

Habt Ihr manchmal das Bedürfnis, allein zu sein, oder könnt Ihr gar nicht mehr ohne diese Gemeinschaft?

Florian: Ich glaube, da sind wir verschieden. Es gibt im Chor viele, die gern mal allein sind und das ist generell nichts Falsches, wahrscheinlich sogar ganz gesund. Es gibt aber auch andere und zu denen würde ich mich zählen, die eigentlich nie allein sind.

Benedikt: Die fünf Tage hier sind das Beste, was einem passieren kann, in diesem Haus mit dieser Gemeinschaft zu leben. Dann Freitag oder Samstag nach Hause zu kommen und eineinhalb Tage für sich zu sein, ganz abgeschlossen von den anderen tut mir persönlich immer gut. Das brauche ich.

Im Herbst werdet Ihr den Bundesfreiwilligendienst in einem Altenheim in München absolvieren und zusammen in eine Wohngemeinschaft ziehen – da gibt es also keine Wochenenden zuhause. Wie ist diese Idee entstanden?

Florian: Ich habe von ehemaligen Kruzianern gehört, dass sie in diesem Altenheim in München waren. Man hat dort die Möglichkeit, sein soziales Jahr zu machen und zu singen und die Bewohner freuen sich darüber. Ich fand das eine schöne Idee. Direkt von der Schule ins Studium zu gehen war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte ein Jahr Pause haben und etwas Anderes machen. In der achten Klasse hatten wir ein soziales Praktikum in einem Altersheim hier in Dresden, wo wir auch gesungen haben. Das fand ich sehr schön und dachte, dass ich das auch später machen möchte. Dann war die Frage, wer mitkommt. Am Ende waren es vier Kruzianer, die sich gefunden haben. Das heißt, Benedikt und ich gemeinsam mit zwei anderen Schulkameraden. Wir haben auch zusammen Abitur gemacht.

Benedikt: So können wir unser Jahr, was uns als Abschlussjahr durch Corona ein bisschen verloren gegangen ist, in etwas dezimierter Form zu viert noch mal erleben, gemeinsam ein Jahr in München verbringen und zusammen leben und arbeiten.

Florian: Und es ist ja nicht ganz so wie im Alumnat: Zu viert zusammen zu leben ist ja etwas Anderes als in einem Haus mit 80 Leuten! 



Foto: Kurz vor der Premiere der "Zauberflöte"

Worauf freut Ihr Euch, wenn es jetzt nach München geht?

Benedikt: Freiheit und das Zusammenleben. Wir haben dann keine Rundum-Versorgung wie hier im Alumnat. Wir müssen uns selbst kümmern. Das wird eine interessante Erfahrung und wenn wir die zusammen bestreiten können, wird das ein sehr schönes Jahr.

Florian: Generell ist es eine Herausforderung, woanders Fuß zu fassen. Sich allein zurecht finden in der Stadt und Kontakte zu knüpfen, denn wir wollen ja auch dort mit anderen musizieren. Und die Arbeit, die wir dort haben werden. Das alles wird glaube ich sehr schön.



Wir dürfen Florian und Benedikt bei ihrem Neuanfang begleiten: Regelmäßig werden sie uns Fotos und Kurznachrichten schicken, wie es ihnen in München ergeht.

MÄRZ 2022

EIN UPDATE VON FLORIAN & BENEDIKT

… ein verlängertes Wochenende am Tegernsee

… hoch oben auf dem „alten Peter“ in München

… ein verlängertes Wochenende am Alpsee Neuschwanstein/Hohenschwangau

… ein Wiedersehen mit Kruzianern – mit aktuellen Bufdis vorm Marienstift, unserer Einsatzstelle

COLLEGIUM CANTICUM DRESDEN

EINE GEMEINSCHAFT FÜRS LEBEN



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TRADITION PFLEGEN













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EINE LANGE TRADITION: DER SCHILLERKRAGEN

Im Jahr 2020 wurde der Dresdner Kreuzchor neu ausgestattet: Nach den Sommerferien wurden 600 Anzüge geliefert und eine Woche lang jedem Kruzianer angepasst. Entworfen hat sie Heike Michel. Sie ist in Dresden geboren und lebt heute in Hamburg. Ihr Design der Anzüge ist modern, der klassische Schillerkragen aber ist geblieben.

EIN INTERVIEW MIT DESIGNERIN HEIKE MICHEL

Was ist in Ihren Augen die Bedeutung des Schillerkragens für den Dresdner Kreuzchor?

Lassen Sie mich kurz erklären, was ein Schillerkragen ist: Der Schillerkragen ist ein offener breiter, rechtwinkliger Hemdkragen ohne Kragensteg, also ohne Verstärkung zwischen Kragen und Hemd. Da Schiller diese Kragenvariante zu seiner Zeit trug, er mit diesem Hemdkragen auch porträtiert wurde, ist der Kragen später nach diesem berühmten deutschen Dichter benannt worden.

Mit dem Schillerkragen verbinden wir Kunst und Kultur. In meinen Augen setzt der Dresdner Kreuzchor mit dem Schillerkragen ein deutliches Wiedererkennungszeichen und verbindet Tradition mit der Moderne.

Welche Überlegungen haben Sie in Bezug auf den Schillerkragen beim Entwurf der neuen Anzüge geleitet? Gab es hier Herausforderungen?

Herausforderungen, den Kragen in das Design einzubinden, gab es nicht. Es war eher die Frage, ob nicht auch für die Knaben Langarmhemden statt Kurzarm von Vorteil wären.

(Anmerkung: Bisher hatten die Knaben Hemden mit kurzen Ärmeln. Die heutigen Hemden sind alle langärmelig.)

Wie haben Sie den Schillerkragen in das Design eingebunden?

Um den Schillerkragen noch mehr in den Vordergrund zu rücken, hatten wir zum Beispiel beim Design statt einem Sakko über den Einsatz einer Weste nachgedacht. Ansonsten wollten wir mit dem Schillerkragen noch weitere Akzente setzen.

Welchen Eindruck haben Sie vom Schillerkragen?

Ich persönlich sehe es als ein wunderbares Alleinstellungsmerkmal und es erinnert mich wirklich an diese große Zeit der Dichter, Freigeister der Kunst und Kultur.

ERINNERUNGEN EHEMALIGER KRUZIANER

DER KRAGEN WAR SCHON IMMER ETWAS BESONDERES

CHRISTOPH SCHNEIDER (Kruzianer 1961 - 1969)

Ich war damals Sopransolist, Klassenkamerad Christfried Biebrach der entsprechende Altsolist, bei einem Kleinen Geistlichen Konzert von Schütz.

Die Schillerkragen waren für uns eine selbstverständliche Vorgabe und zugleich ein "Alleinstellungsmerkmal". In unseren Chor-Jahren 1961 bis 1969 zogen wir uns im Alumnat die Konzertkleidung an und fuhren öffentlich zur Kreuzkirche bzw. anderen Konzertorten in Dresden.

Das heißt: Wir wurden gesehen und erkannt, mussten uns dann einigermaßen höflich und gesittet bewegen; standen auch nach Konzerten im Pulk mit den Konzertbesuchern an der Haltestelle am Altmarkt und warteten auf die Straßenbahn nach Striesen. Auf Konzertreisen gab es 2 Anzug-Koffer für alle. Umkleide waren dann die Sakristei oder das Gemeindehaus.

DR. CORNELIUS SCHWARZ (Kruzianer 1960 - 1968)

Am 1.9.1960 bin ich ins Alumnat eingezogen und gehörte zu den ersten vier Kruzianern, die schon in der 4. Klasse aufgenommen wurden. Meine Großmutter, Marga Seidel, später auch Stimmbildnerin im Kreuzchor, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, meine Konzertkleidung zu pflegen. Ich hatte immer einen gestärkten Schillerkragen!!

Nach meiner Flucht, März 1968, anlässlich unserer Schweizreise, ist meine Oma in den Westen übergesiedelt und hat mir diesen Kragen als Erinnerung mitgebracht. Ich habe ihn all die Jahre aufbewahrt.

PROF. REINHOLD UHLIG (Kruzianer 1961 - 1969)

Im November 1962 - ich war damals Schüler der 6. Klasse und sang im 1. Sopran - wurde in Dresden gemeinsam mit den Thomanern die h-Moll-Messe von J.S. Bach aufgeführt. Es war bereits das zweite Zusammenwirken mit den Thomanern in diesem Jahr, die erste gemeinsame Aufführung dieses großartigen Werkes fand im Rahmen des 38. Deutschen Bachfestes im Juni 1962 in der Leipziger Thomaskirche statt. Frühere gemeinsame Aufführungen der h-Moll-Messe durch die beiden sächsischen Knabenchöre lagen 12 Jahre zurück!

Zur Dresdner Aufführung waren die Kruzianereltern gebeten worden, einen Thomaner bei sich aufzunehmen, wozu sich meine Eltern gerne bereit erklärten. Die Quartierverteilung ergab, dass bei uns mit Christian Scheibler ein Thomaner aus der 5. Klasse einquartiert wurde. Nachdem die Thomaner am 3.11. 1962 Abends bei uns eingetroffen waren, bat uns mein Vater am nächsten Tag zum "Fototermin" auf die Elbwiesen, natürlich in der Konzertkleidung unserer beiden Chöre. Und so stehen wir stolz mit Matrosenanzug auf der einen Seite und dunklem Anzug mit Schillerkragen auf der anderen Seite auf den Elbwiesen und lächeln die Novemberkälte weg. Ich persönlich finde, was Festlichkeit des "Outfits" angeht, gewinnt der Anzug mit Schillerkragen klar gegen den Matrosenanzug, bin mir aber nicht ganz sicher, ob das mein Thomanerkollege auch so gesehen hat!

Die beiden gemeinsamen Aufführungen der h-Moll-Messe waren ein großes mediales Ereignis und für unsere beiden Chöre ein besonderer Höhepunkt des Chorlebens. Im Laufe der Jahre, die ich im Kreuzchor verbringen durfte, wurde dieses gemeinsame Singen noch mehrere Male mit Aufführungen in Dresden Leipzig sowie im Freiberger Dom wiederholt.



UNSERE TRADITION: DAS JAHR IN KONZERTEN



NOVEMBER

EIN DEUTSCHES REQUIEM | Johannes Brahms (1833 - 1897)

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DEZEMBER

WEIHNACHTSORATORIUM 1-3 | Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)

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WEIHNACHTSLIEDERABEND

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DAS GROSSE ADVENTSKONZERT IM RUDOLF-HARBIG-STADION DRESDEN

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CHRISTMETTE

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JANUAR

WEIHNACHTSORATORIUM 4-6 | Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)

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FEBRUAR

GEDENKKONZERT ZUM 13. FEBRUAR 1945

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APRIL

MATTHÄUSPASSION | Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)

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OSTERMETTE

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MAI

SERENADE IM GRÜNEN, SCHLOSSPARK PILLNITZ

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JUNI

SOMMERTOURNEE

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BOTSCHAFTER SEIN













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UNERMÜDLICH UND UNVERZICHTBAR

Das ist Dorit Keucher. Als Nachwuchsbeauftragte ist sie eine wichtige Botschafterin für den Dresdner Kreuzchor. Jedes Jahr besucht sie Grundschulen in Dresden und Umgebung, um Jungen zu finden, die das Potential für eine Ausbildung im Dresdner Kreuzchor haben.

Wir haben sie bei ihrem Besuch in der 63. Grundschule in Dresden Striesen begleitet.



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THE DARK TENOR

Billy Andrews hat seine Jugend im Dresdner Kreuzchor verbracht und in dieser Zeit seine Liebe zur klassischen Musik entdeckt. Als „The Dark Tenor“ ist er inzwischen ein bekannter und gefragter Musiker. Er versteht sich selbst als Botschafter der klassischen Musik, die er mit Rock und Pop verbindet. So will er auch solche Menschen begeistern, die klassische Musik noch nicht kennen.



The Dark Tenor ist ab 1.12.2022 auf Deutschland-Tournee und am 29.12. im Alten Schlachthof Dresden zu hören.



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KREUZKANTOR UND INTENDANT

Ich bin als Chorleiter eines solchen Chores, der aus jungen Leuten besteht, auch Botschafter des Grundgedankens der Pädagogik. Es gibt keine vornehmere Aufgabe für Menschen, als Lehrer zu sein und jungen Menschen Dinge zu vermitteln, entweder wirklich im Können oder in Wissensfragen. Man bemüht sich, ein Vorbild zu sein in Haltung und Leben.
Ich finde es wichtig, beim Menschen anzusetzen. Man muss sich fragen: Was finde ich in ihm? Welche Begabungen kann ich in ihm zur Entfaltung bringen? Nur wenn Menschen ihre Begabungen entfalten können, werden sie sich in der Gesellschaft einbringen, ihr etwas zurückgeben. Diese Botschaft möchte ich überbringen.









VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN













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VERANTWORTUNG FÜR UNSERE JÜNGSTEN

EIN INTERVIEW MIT KERSTIN HERTRAMPF

Sie sind verantwortlich für die Vorbereitungsklasse 3. Was sind Ihre Aufgaben?

In der Vorbereitungsklasse 3 geht es zunächst darum, die Gruppen zusammen zu führen: Die Jungen kommen aus unterschiedlichen Schulen und müssen sich erst mal kennen lernen. Diesen Prozess begleite ich. Das ist auch ein Sozialtraining, denn die Jungen lernen fortlaufend, wertschätzend und angemessen miteinander umzugehen.

Ich führe sie an einen strukturierten Tagesablauf heran und zeige ihnen, wie sie ihre chorischen Verpflichtungen wie Gesangsunterricht, Instrumentalunterricht und Musiktheorie selbständig wahrnehmen können. Ab der 4. Klasse sollen sie auch selbständig zur Vesper gehen.

Die Hausaufgaben machen wir gemeinsam und in der Freizeit achte ich darauf, dass sich die Kinder sinnvoll beschäftigen. Sport und Spiel, auch Kreativität sind mir dabei wichtig. Es werden auch Projektarbeiten angeboten z. B. Holzwerkstatt oder Anlegen eines Frühbeetes, wo die Jungen ihre Ideen gerne einbringen können und sich dadurch verwirklichen. Mittwochs gibt es immer eine besondere Veranstaltung. Das plane ich dann gemeinsam mit den Jungen.

Bei allem arbeite ich eng mit den Eltern der Kinder und ihren Lehrerinnen und Lehrern in der Grundschule sowie mit dem künstlerischen Bereich zusammen.

Die Jungen dieser Klasse finden sich neu zusammen – wie kommen die Jungen in die Klasse? Welchen Eindruck machen sie auf Sie und was ist die Herausforderung für Sie?

Die meisten Jungen kommen durch Frau Keucher zum Dresdner Kreuzchor. Anfangs sind sie sehr aufgeregt. Das ist klar, alles ist neu. Für einige ist es schwierig, dass sie ihre alten Klassenkameraden zurücklassen müssen, aber generell überwiegt die Vorfreude auf den Kreuzchor und das Musizieren.

Wenn Sie die Klasse übernehmen – was ist Ihr Ziel?

Ich möchte, dass sich die Jungs wohlfühlen, mit Freude den Tag beginnen und beenden. Das gilt für alle, schließlich sind wir eine Gemeinschaft. Deshalb achte ich darauf, dass sich alle an die Regeln halten, die wir gemeinsam aufgestellt haben. Achtung und Respekt untereinander und auch anderen gegenüber ist ein wichtiger Bestandteil unserer Chorgemeinschaft.

Wie würden Sie den Begriff Verantwortung definieren?

Ich bereite den Nachwuchs auf das Leben im Kreuzchor vor. Dies ist für mich eine große Herausforderung. Konkret bedeutet das, den Jungen Werte des Zusammenlebens im Kreuzchor zu vermitteln. Das betrifft auch die Lösung von Konflikten. Es ist meine Aufgabe, ihnen zu zeigen, wie sie im Alltag Konflikte lösen. Und bei alledem sollen die Jungs trotz ihrer vielen chorischen Verpflichtungen ihr Kindsein nicht vergessen.

Welche Verantwortung haben Sie in Bezug auf Ihre Klasse?

Es ist eine große Herausforderung, 20 Jungs unter einen Hut zu bekommen. Jeder hat einen unterschiedlichen Entwicklungsstand und ein anderes Sozialverhalten. Und die Klasse fügt sich ganz neu zusammen.

Wenn Sie an das Thema Verantwortung denken – wie ist das im Verhältnis zu den Eltern? Wie teilt sich das auf? Gibt es unterschiedliche Sichtweisen?

Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist ganz wichtig. Die Eltern sind aufgeschlossen für alles Neue. Ich biete ihnen Entwicklungsgespräche zu ihrem Kind an und spreche auch spontan immer wieder mit den Eltern. Außerdem halten wir regelmäßig Elternabende.

Wenn es Probleme gibt, versuche ich, diese zeitnah zu lösen. Die Eltern honorieren Empathie und Zugewandtheit, und sie schätzen es, dass ich kritische Sachverhalte anspreche und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen suche. Es ist wichtig, die Eltern und die Jungs auf dem Weg mitzunehmen.

Natürlich gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Trotzdem versuche ich immer, im Gespräch zu bleiben und erläutere den Standpunkt des Kreuzchores. Wichtig ist mir dabei die gegenseitige Akzeptanz.

Alles in allem arbeite ich mit großer Freude und hohem Engagement in der Vorbereitungsklasse 3. Es erfreut mich, in Konzerten die glücklichen Jungs und die Begeisterung der Gäste zu sehen.

VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

BENEDIKT UND BENJAMIN SIND RATSER BEIM DRESDNER KREUZCHOR

Was ist ein Ratsdiskantist?

Benedikt: Ein Ratsdiskantist oder auch Ratser ist ein Amt beim Kreuzchor, das sich vornehmlich mit Noten beschäftigt. Wir sind meistens drei Männer und zwei Knaben aus unterschiedlichen Klassen, die dafür sorgen, dass unter der Woche jeder die richtigen Noten zum Proben hat und am Wochenende die vollgepackte Mappe für den Auftritt an seinem Platz findet.

Dürfen nur Männerchoristen Chefratser werden?

Benedikt: Chefratser wird der älteste Ratser, der derzeit im Amt ist. Deshalb sind es immer Männer aus der 11. oder 12. Klasse.

Gibt es besondere Rituale für das Amt?

Benjamin: Eigentlich ist es ganz simpel: Der Chefratser übergibt mir den Schlüssel, mit dem ich dann Zugriff auf die Probensäle und die anderen Räume habe, die im ganzen Schulhaus verteilt sind, unter anderem für den Dachboden, wo es immer cool ist hinzugehen. Es stehen dann alle Räume offen, die vom Chor genutzt werden.

Benedikt: Wenn wir unter den Knaben neue Ratser gesucht haben, haben wir uns immer etwas einfallen lassen, um ihnen das mitzuteilen. Zum Beispiel haben wir einen beschuldigt, dass er Noten beschmiert hat. Er war ganz aufgelöst und dann haben wir ihm die frohe Botschaft verkündet, dass er Ratser werden kann. Einen anderen haben wir nachts im Alumnat geweckt – es gibt also verschiedenste Wege, die man da findet, um Kruzianer in das Amt aufzunehmen. Früher sind wir bei Tourneen immer in Privatquartieren untergebracht worden. Da gab es die Tradition, dass es immer ein Ratser-Quartier gab, wo die Ratser zusammen zu Gasteltern in ein Quartier gegangen sind. Das haben wir bis zur Abschaffung der Privatquartiere so gehalten.

Bewerben sich die Jungen oder sucht Ihr die neuen Ratser aus?

Benedikt: Wir suchen die neuen Ratser aus und schlagen das dann der Leiterin der Notenbibliothek Frau Hoppe und den Erziehern vor. Kreuzkantor Kreile und unser Chordirigent Herr Behrend müssen auch damit einverstanden sein, denn ein Ratser muss recht gut im Singen sein, weil er ja gelegentlich Probenzeit verpasst, zum Beispiel wenn Auftrittsmappen gepackt werden müssen.

Welche Eigenschaften muss denn ein Ratser haben?

Benjamin: Als Ratser haben wir sehr viel Verantwortung, weil der Chor nicht auftreten kann, wenn die Noten nicht da sind. Er sollte nett und sympathisch sein, denn wir machen viele Scherze miteinander, wenn wir zu viert die Mappen sortieren. Es sollte ein entspanntes Beieinander sein. Wir haben Spaß bei dem, was wir da machen.

Wie hat sich das Amt verändert?

Benedikt: Wir haben zum Beispiel seit kurzem neue Notenmappen, und für die mussten wir uns eine neue Technik zum Packen ausdenken. Früher haben wir zu zweit in eine Mappe geschaut. Jetzt singt jeder Kruzianer aus seiner eigenen Mappe, deshalb müssen nun noch mehr Mappen bestückt werden. Aber ansonsten machen wir, seit ich in der 6. Klasse hier angefangen habe, alles noch ziemlich genau so, wie ich es damals beigebracht bekommen habe.

Benjamin: Die vierten Klassen haben schon teilweise mit iPads gearbeitet. Da ist natürlich die Frage, wenn sich das fortsetzt, ob wir dann überhaupt noch gebraucht werden? Ob wir unser Amt dann behalten? Wir sind ja nur für die Noten zuständig und nicht für iPads.

Ihr übernehmt ja ein ganz traditionsreiches Amt. Wie denkt Ihr über diese Aufgabe?

Benedikt: Es gehört zur Tradition der Ratser, dass man jeweils am Schuljahresende ein gemeinsames Foto macht und wenn man jeden Tag dort arbeitet und die vielen Bilder mit den früheren Jahrgängen und früheren Ratsern sieht, das ist schon ein sehr schönes Gefühl, Teil dieser Gruppe zu sein. Ich hatte ein Erlebnis in der Kirche: Nach der Trauerfeier für Peter Schreier kam ich mit einem großen Stapel Noten von der Orgelempore durchs Treppenhaus gelaufen und dann sprach mich ein älterer Herr an, ob ich Ratser sei. Er wäre auch vor mehreren Jahrzehnten Ratser gewesen. Es hat mich gefreut, dass er mich angesprochen hat und wir kurz ins Gespräch kamen. Diese Ratsergemeinschaft ist etwas ganz Besonderes.

Gibt es Momente, auf die Ihr besonders stolz seid?

Benjamin: Bei unserem Abschluss des Chorjahres sind alle Ratser nach vorn geholt worden und Herr Kreile hat uns gedankt. Und das ist ein einmaliges Gefühl, wenn man da vorn steht und alle applaudieren und danken uns für unsere Arbeit, die wir ein ganzes Jahr ausgeführt haben.

Benedikt: Ich freue mich, wenn wir nach einem Wochenende in die Ratserei kommen und nichts schiefgegangen ist, alle ihre Noten hatten und auch alle Mappen heil hier wieder angekommen sind. Das ist ein gutes Gefühl, wenn wir uns sagen können, dass wir unsere Arbeit gut gemacht haben und alles geklappt hat, sodass der Chor einen weiteren Auftritt singen konnte ohne irgendwelche Zwischenfälle.

Gibt es denn Momente, wo es schwierig war, wo es gehakt hat?

Benjamin: Ich kann mich noch genau an eine Tournee erinnern, wo wir vergessen hatten, ein Stück mitzunehmen: Mendelssohns „Er hat seinen Engeln befohlen“. Es hat einfach gefehlt und dann haben wir das dann auswendig gesungen, aber es war natürlich erst mal ein Schock. Wenn Noten fehlen ist das unsere Schuld und man muss lernen, damit umzugehen. Fehler passieren immer. Aber es ist sehr schockierend, wenn einem so etwas passiert.

Benedikt: Ich hatte auch einmal ein solches Erlebnis: Unsere Koffer sind alle mit einem Code gesichert, damit die Noten nicht geklaut werden. Aus irgendeinem Grund war der Code nicht der, der es hätte sein sollen und dann stand ich als einziger Ratser und kleiner Knabe vor einem Auftritt da und der Koffer ging nicht auf. Dann hätte keiner Noten gehabt. Dankenswerter Weise wurde ein Taschenmesser gefunden und damit haben wir dann den Koffer geöffnet.

Was habt Ihr in Eurer Zeit als Ratser durch das Amt gelernt?

Benedikt: Der Sinn für Ordnung hat sich entwickelt, weil hier jede Note ihren Platz hat mit Registern und Schranknummern. Alles ist da, wo es sein soll und hat eine ganz besondere Ordnung. Auch draußen auf dem Tisch liegen alle Noten sortiert und geordnet. Man lernt, diese Ordnung zu halten und ich denke auch, die Verantwortung, die man hier hat, prägt sich richtig ein.

Benjamin: Ich räume mein Zimmer zu Hause nicht öfter auf, weil ich die Ratserei ordentlich halte, aber wenn ich hier rein komme, räume ich die Stücke zuerst da hin, wo sie hingehören, wenn sie beim Einsammeln nicht an die richtige Stelle gelegt wurden. Das Verantwortungsgefühl ist so sehr Teil des Alltags, dass Du auch lässiger bist, wenn Du abgesehen vom Chor, mal eine Aufgabe hast.

Benedikt: Mit der Zeit wird man auch lockerer. Man lernt, dass man nicht verzweifeln muss, wenn etwas schiefgeht, sondern dass es immer eine Lösung gibt. Es sind uns einige Geschichten passiert, aber es ist nie vorgekommen, dass wir ein Stück nicht singen konnten, weil die Noten nicht da waren. Bisher haben alle Konzerte stattgefunden. Wir haben also gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen. 

Benjamin, Du wirst Chefratser: Welche Ziele hast Du Dir gesetzt und hast Du Ideen für Dein Amt?

Benjamin: Dazu muss ich mir noch Gedanken machen, aber ich will das Amt genauso gut ausführen, wie der Benedikt das hier in der 12. Klasse gemacht hat. Ich will, dass hier alles ordentlich bleibt und mir möglichst keine Fehler passieren.

Freust Du Dich auf Dein Amt?

Benjamin: Ja, sehr sogar.









LEISTUNG VOLLBRINGEN













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BENNO UND PEPE

Ein voller Terminkalender und viel zu tun – ob das wirklich stressig ist, ist Ansichtssache. Für Benno und Pepe bedeuten Chorproben und Musikunterricht Abwechslung und Spaß.



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DIE LEBENSLEISTUNG EINES KREUZKANTORS

Das Amt des Kreuzkantors ist anspruchsvoll und fordernd, es verlangt den ganzen Menschen. Und doch sagt Roderich Kreile, dass er glücklich ist: Er hat seine Berufung gefunden und konnte im Amt des Kreuzkantors alle Bereiche verbinden, die ihm in seinem Leben wichtig sind.



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ERLEBEN SIE DEN DRESDNER KREUZCHOR

DIE SPIELSAISON 2021/2022

Die Termine werden regelmäßig aktualisiert.

VESPERN UND GOTTESDIENSTE IN DER KREUZKIRCHE DRESDEN



02.07.2022 | 17.00 Uhr | Vesper mit Verabschiedung von Herrn Kreile als 28. Kreuzkantor

03.07.2022 | 9.30 Uhr | Gottesdienst

09.07.2022 | 17.00 Uhr | Vesper

10.07.2022 | 9.30 Uhr | Gottesdienst

03.09.2022 | 17.00 Uhr | Vesper

04.09.2022 | 9.30 Uhr | Gottesdienst

24.09.2022 | 17.00 Uhr | Vesper mit Einführung von Herrn Lehmann als 29. Kreuzkantor

25.09.2022 | 9.30 Uhr | Gottesdienst



KONZERTE UND VERANSTALTUNGEN IN DER HEIMAT



keine weiteren Konzerte in der Spielsaison 2021/2022



DER KREUZCHOR AUF TOURNEE



12.07.2022 | Thalbürgel, Klosterkirche

14.07.2022 | Hannover, Marktkirche

15.07.2022 | Hamburg, St. Katharinen

16.07.2022 | Ratzeburg, Dom zu Ratzeburg

17.07.2022 | Chorin, Kloster Chorin

20.07.2022 | Eltville am Rhein, Kloster Eberbach

21.07.2022 | Schwäbisch-Gmünd, Heilig-Kreuz-Münster

23.07.2022 | Naumburg, Stadtkirche St. Wenzel

24.07.2022 | Walkenried, Kloster Walkenried



TERMINE

UNSERES PARTNERS SEMPEROPER DRESDEN



Eine Spielzeit lang sind wir in Texten, Bildern und Filmen den „Lebenslinien“ im Dresdner Kreuzchor gefolgt. Wir sind der Frage nachgegangen, wie der Dresdner Kreuzchor über den Chor und die Schule hinaus die Persönlichkeiten der Kruzianer prägt. Mit dem Thema „Leistung“ endet nun unser digitales Spielzeitbuch.

Alle Inhalte finden Sie weiterhin auf der Homepage des Dresdner Kreuzchores.

Ab September 2022 verantwortet Martin Lehmann als Kreuzkantor die neue Spielzeit. Mit seinem Dienstbeginn wird es wieder ein Spielzeitbuch geben: Dieses Mal wieder in gedruckter Form. Das Thema ist naheliegend: Es geht um Abschied und Neubeginn. Wir freuen uns auf die neue Saison.